Blick von der Neubürg über eine Bank mit dem Logo des fränkischen Gebirgswegs ins Tal

Unterwegs auf dem fränkischen Gebirgsweg – Heimat statt Ferne

Nachdem ich immer noch an den Folgen meines Sturzes auf dem PCT leide, musste ich mir überlegen, was ich nun mit meinem Sommer weiter anfange. Noch mal weit verreisen, nur um dann festzustellen, dass ich noch nicht wieder wandern kann? Das hat für mich keinen Sinn ergeben. Außerdem hatte ich mir schon vor einiger Zeit den fränkischen Gebirgsweg in den Kopf gesetzt. Bei vielen Tageswanderungen in meiner Heimat bin ich immer wieder über die Markierungen gestolpert (m.M.n. die beste Werbung für den Weg selbst wenn man Hinweise auf ihn an schönen Punkten findet).

Der Weg führt auf etwa 430 km von der thüringischen Grenze nach Hersbruck. Allerdings nicht annähernd auf dem direkten Weg (der grob 100 km wären), sondern doch mit einigen großen Schlenkern. Er geht dabei vor allem durch die fränkische Schweiz, sowie durch das Fichtelgebirge. Für jene, die die Gegend nicht kennen: Nur weil er ein „Gebirge“ im Namen hat, ist der Weg keineswegs mit einem alpinen Weg zu vergleichen. Man schafft zwar einige Höhenmeter (etwa 6.500 über die gesamte Strecke), aber statt Gebirgswegen läuft man meist auf recht breiten Wegen. An vielen Stellen (vor allem in der ersten Hälfte) auch regelmäßig auf Forststraßen. Ebenso führt der Weg durch viele Ortschaften. Somit ist die nächste Verpflegung meist nicht allzu weit entfernt.

Ich bin den Weg nicht ganz klassisch am Stück gegangen (auch aufgrund von anhaltenden Beschwerden wegen meinem Sprunggelenk), sondern habe verschiedene Dinge kombiniert:

  • Die ersten Tage bin ich wie bei einem Fernwanderweg typisch von A nach B gelaufen, habe dort übernachtet, und dann am nächsten Tag weiter von B nach C. Dabei habe ich sowohl auf Gasthäuser, Pensionen, Hotels wie auch auf AirBnb zurückgegriffen.
  • Glücklicherweise haben mir darüber hinaus auch Freunde angeboten für mich Taxi zu spielen. Somit haben sie mich teilweise am Etappenende abgeholt, mich bei ihnen schlafen lassen und am nächsten Morgen wieder zu meinem neuen Etappenstart gefahren.
  • Ab der zweiten Hälfte hab ich das System dann noch etwas umgestellt, und habe meist zuhause übernachtet. An die jeweiligen Etappenpunkte bin ich meist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren, teilweise auch mit dem eigenen Auto. Vom Zielpunkt zurück zum Ausgangspunkt (wo z.B. noch mein Auto stand) oder nach Hause bin ich dann entweder wieder mit dem öffentlichen Nahverkehr gefahren oder getrampt.
  • An einigen Stellen konnte ich auch auf Mitfahrbänke zurückgreifen, die sich als durchaus äußerst praktikabel erwiesen haben. Viele der Leute, die mich mitgenommen haben, sind sogar für mich einen kleinen Umweg gefahren. Danke auch an dieser Stelle für die Freundlichkeit.

Alle von mir getesteten Varianten haben sehr gut funktioniert. Ich habe aber auch an einigen Stellen etwas Flexibilität mitgebracht (z.B. bin ich einzelne Etappen entgegen meiner sonst üblichen Richtung gelaufen, da es leichter ist, von einem Dorf in die nächste Stadt zu trampen als umgekehrt). Teilweise musste ich auch stark Rücksicht auf den Busfahrplan nehmen (und dadurch zum Beispiel ungewöhnlich spät starten oder etwas warten). Alles in Allem war es für mich jedoch kein Beinbruch, und ich stellte mich einfach von vornherein darauf ein.

Der Weg

Der Weg selbst ist sehr gut markiert. Zusätzlich gibt es aber auch auf der Webseite des Tourismusvereins für diesen Wanderweg die GPX-Daten zum Herunterladen. Das empfehle ich explizit. An ein paar Stellen war ich mir nicht sicher, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin, oder ob ich die Markierung richtig gelesen habe. Da war es schön einfach nachschauen zu können.

Leider auf ein paar Abschnitten nicht besonders spannend – dafür aber immerhin leicht zu begehen.

Prinzipiell ist der Weg ein typischer deutscher Wanderweg. Er verläuft an vielen Stellen über Forstwege, Waldwege und Pisten. Es ist kein klassischer Gebirgswanderweg wie in den Alpen. Meist kann man sehr gut auch nebeneinander herlaufen. Auch wenn ich das Wegprofil dadurch nicht besonders spannend fand, ist es mir in meinem konkreten Fall doch entgegengekommen. So musste mein Sprunggelenk wenig ausgleichen. Vereinzelt haben auch andere Wegstücke den Weg geprägt. So gab es einen recht langen Pfad (=Gruppen können nur im Entengang gehen) durch den Wald bei Goldkronach oder über etwas mehr Steine und Pfade in der fränkischen Schweiz. Im Kainachtal (definitiv meine Lieblingsecke beim Wandern in der Heimat) waren es Pfade über Wiesen. Somit bietet der Weg über die gesamte Strecke doch einiges an Abwechslung.

Die Unterkünfte

Die Unterkünfte schwankten in ihrer Qualität und in ihrem Preisniveau sehr deutlich. Die schlechteste Erfahrung habe ich in der Nähe des Fichtelsees in einer alten Pension gemacht. Der Herbergsvater war sichtlich bemüht und freundlich, die Herberge selbst wurde aber erkennbar seit den 1970er Jahren nicht mehr renoviert. Dabei hatte ich das Gefühl, dass das nicht nur aus ästhetischen Gründen notwendig gewesen wäre. Die beste Erfahrung war bei einer Buchung über AirBnb bei einem älteren Ehepaar, bei dem ich das beeindruckenste private Frühstücksbüffet aller Zeiten gesehen habe (tut mir Leid, Oma…).
Aber viel wichtiger ist es: Ich habe immer, wenn ich eine Unterkunft gesucht habe, auch eine gefunden. Dabei habe ich nie mehr als 24h im Vorfeld vorausgebucht. Die Etappenplanung muss man jedoch darauf anpassen (selten, dass keine Unterkunft in unter 25km Entfernung zueinander war).

Die Packliste

Bei der Packliste kommt einem die hervorragende Infrastruktur unterwegs erheblich entgegen. Ich war mit einem Rucksack mit einem Gewicht von deutlich unter 5 kg unterwegs, obwohl ich einige Luxusartikel dabeihatte. Meist reicht eine Brotzeit für den Tag, etwa 1-2 L Wasser, eine Regenjacke und ein zweiter Satz an Klamotten (zumindest, wenn man mehrere Tage unterwegs ist). Als ich dann öfter zuhause übernachtet habe, war mein Rucksack dadurch natürlich noch leichter.

Die Landschaft

Das, was mich an dem Weg wirklich beeindruckt hat, war definitiv die Landschaft. Auch wenn ich vieles davon schon gekannt habe (immerhin wohne ich seit grob 30 Jahren in der Gegend), war sie doch immer wieder schön. Besondere Highlights waren für mich die Platte (auf dem Weg zum Schneeberg rauf), das Egertal und das Kainachtal.

Durch den stark geschlängelten Verlauf und somit die niedrige Distanz die man dabei Luftlinie zurücklegt ändert sich die Landschaft aber insgesamt deutlich weniger, als andere vergleichbar lange Wanderstrecken (Beispielsweise 400km Jakobsweg).

Andere Aktivitäten am Wegesrand

Auf der Sommerrodelbahn am Ochsenkopf

Etwas, was an diesem Weg besonders schön ist, sind zusätzlich andere Aktivitäten, die man mit der Wanderung verbinden kann. So hat zum Beispiel der Ochsenkopf auch eine Sommerrodelbahn, man kann am Fichtelsee schwimmen gehen, oder im Abenteuerpark Betzenstein den Kletterwald nutzen.

Weitere Hinweise

Der Weg nimmt auch unterwegs häufig nicht die kürzeste Strecke zwischen zwei Ortschaften. Häufig gibt es lokal andere Wanderwege, auf die man zurückgreifen kann, wenn man seine Tagesetappen zum Beispiel an sein eigenes Befinden anpassen möchte. Diese Wege sind aber deswegen nicht unbedingt die weniger schönen Alternativen. Meist führen sie nur anders, manchmal lassen sie einzelnes weg, manchmal gehen sie nicht in die Ortschaften hinein.

Mit dem Pferd im Steinwald (im Rahmen einer anderen Tour)

Darüber hinaus ist es nicht unbedingt notwendig, den Weg zu Fuß zu beschreiten. Da ich mit einem guten Freund bereits einmal wandergeritten bin, habe ich versucht auch bei diesem Weg darauf zu achten, ob das problemlos möglich ist. Mein Fazit ist: Es geht, nur an sehr wenigen Stellen muss man eine Alternative suchen. Aber auch mit dem Mountainbike sollte der Weg sehr gut machbar sein. Sicherlich eine gute Alternative für all diejenigen, die daran mehr Spaß haben, oder einfach weniger Zeit zur Verfügung haben.

Weiterführende Informationen zu diesem Weg findet ihr unter www.fraenkischer-gebirgsweg.de.

Fazit

Ich bin froh, dass ich diesen Weg gemacht habe. Immerhin hat er mir noch einmal viele verschiedene Sehenswürdigkeiten aus meiner eigenen Heimat nähergebracht, und sie so wunderbar miteinander verknüpft. Viele einzelne Orte kannte ich auch schon von Tagesausflügen, aber jetzt sind sie noch mal anders verknüpft. Darüber hinaus habe ich auch ein hervorragendes Restaurant für fränkische Küche kennen gelernt (das mit Abstand beste Krenfleisch, das ich je gegessen habe), und habe auch fast direkt vor meiner Haustüre noch schöne Wege gefunden. Sicherlich ist es kein Vergleich zu einer Wanderung in Island oder der USA, wo man durch eine fremde Landschaft noch mehr andere Eindrücke einsammeln kann; aber es hat einen ganz eigenen Charm. Dazu ist gerade die An- und Abreise weniger kompliziert und weniger teuer als bei internationalen Reisen. Ich bereue nicht, dass ich diesen Weg gegangen bin und würde mich freuen, wenn ihn auch noch mehr Leute gehen würden. Falls jemand Unterstützung benötigt, zum Beispiel mit Tipps & Tricks oder auch mal damit zu einem Etappenpunkt gebracht zu werden oder eine Übernachtung bei Bayreuth braucht, gebt mir ruhig Bescheid. Ich würde mich freuen, wenn ich helfen kann.


Kommentare

2 Antworten zu „Unterwegs auf dem fränkischen Gebirgsweg – Heimat statt Ferne“

  1. Hi Lucas, schade, dass es mit dem PCT nicht geklappt hat (war gerade auf der Suche nach Thruhike-Berichten). Und schön, dass dich der Fränkische Gebirgsweg zumindest ein wenig entschädigen konnte. Wir haben unseren „Thruhike“ auf dem Fränkischen Gebirgsweg im Herbst 2018 gemacht und haben deine „Heimat“ sehr genossen: https://happyhiker.de/fraenkischer-gebirgsweg/ – Für Bayreuth war ein wanderfreier Tag allerdings bei Weitem zu wenig …

    Beste Grüße … Stefan

    1. Hey Stefan,
      ich weiß, ich hab deine Berichte gelesen. Du willst wohl den PCT laufen? Oder einfach „nur“ Fernweh stillen?
      Da ich in Bayreuth wohne (500m vom Weg), musste ich die Stadt nicht extra noch während der Wanderung erkunden. 😉

      VG,
      Lucas aka Loki aka Leapfrog

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