PCT: Auf und Abstieg des Mount San Jacinto (Meilen 177-210)

Nachdem wir (Lunchbox und ich) über die Devilslide nach Idyllwild rein sind, gehört es sich leider auch, dass wir auf dem gleichen Weg zurück auf den PCT gehen. Zumindest möchte ich den Versuch eines kontinuierlichen Fußpfades gerne so lange wie möglich aufrecht erhalten. Er ist für mich ein Teil des Ganzen. Auf der anderen Seite ist es mir nicht wichtig, dass ich jede einzelne Meile auf dem PCT erledigt habe. Auch Alternativrouten sind mir eine willkommene Abwechslung.

So hab ich mich von Lunchbox dazu überreden lassen, den Gipfel des San Jacinto (10.834 Fuß bzw. 3300m) zu erklimmen. Und nur um das deutlich zu machen: Idyllwild liegt nur auf 5358 Fuß und die höchste Stelle des PCT wären auch nur etwa 9.000 Fuß.

Dafür hab ich Lunchbox überredet, dass wir nicht jeden Meter des PCTs machen.

Aufstieg zum San Jacinto

Wir sind am Mittag des ersten Tages (vorher hab ich noch Vorräte aufgestockt, geduscht und Wäsche gewaschen – eben die kleinen Freuden des Lebens), auf den Gipfel aufgebrochen. Das erklärte Ziel von Lunchbox war es, den Sonnenuntergang (19:45 Uhr) zu beobachten und dabei Abend zu essen. Also hat sie mich auch entsprechend getrieben (im Gegensatz zu mir hatte sie am Tag zuvor ein Pausetag). Aber immerhin, so waren wir um 18:45 Uhr an der Notunterkunft knapp unterhalb des Gipfels.

Die letzten Meter hoch zur Schutzhütte

So konnten wir unsere Rucksäcke erleichtern (nur das notwendig für die letzten paar Höhenmeter). Zusammen mit ein paar anderen Wanderern, die das als Beschäftigung an ihrem Pausetag machen wollten, haben wir schlussendlich den Gipfel erklommen.

Auf dem Gipfel…

Das Wetter war uns glücklicherweise milde gestimmt, und so hatten wir einen wunderschönen Rundumblick (und vor allem voraus…).

Lunchbox und Leapfrog auf dem San Jacinto

Nachdem es doch recht frisch war, haben wir unsere Sachen gepackt und sind zurück in den Shelter. Die anderen Wanderer sind noch am Abend und bei Dunkelheit den Weg zurück. Doch etwas überrascht waren wir dann, als wir etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang eine Stimme hörten. Ein weiterer Wanderer, der die Schutzhütte nicht finden konnte, rief, um eine Richtung zu bekommen. Naja, und so verbrachten wir zu Dritt die Nacht auf dem Berg. Nachts war es ziemlich kalt.

Aber dennoch waren wir etwas überrascht, als wir am nächsten Morgen mit Neuschnee aufgewacht sind. Wir hatten etwa 5-10cm Neuschnee bekommen. Nicht wirklich viel, aber ausreichend, um keine Spuren mehr zu erkennen.

Erst einmal sind wir zu zweit aufgebrochen, um uns über die Nordroute wieder zurück zum PCT zu kämpfen. Aber nach knapp einer Stunde waren wir zurück an der Hütte. Wir hatten uns (trotz GPS) verirrt gehabt. Also wärmten wir uns (so gut das in einer kalten Hütte halt geht) auf, und warteten noch bis auch der dritte Wanderer fertig war. Zusammen sind wir dann als Dreier-Team hinunter gestiegen. Erst einmal zum Schild, das an der Kreuzung zwischen Nord- und Südroute und dem letzten Stück Gipfelweg stand.

Als wir das endlich gefunden haben ging es weiter auf der Nordroute. Diese war durch etwas Waldbewuchs geschützter (und eh von Anfang an unser Plan gewesen). Wie sich dann aber heraus gestellt hat, machte das gleichzeitig auch die Navigation etwas schwerer. Wir haben etliche Male den Weg verloren, ihn such ein paar Mal wieder gefunden.

Nach etwa weiteren zwei Stunden sind wir an einen Campingplatz gekommen. Unsere Freude war groß, als wir Schilder sahen mit „WC“ und mit „Ranger Station“. So haben wir gehofft uns in der Hütte des Rangers etwas aufwärmen zu können. Die Ernüchterung war umso größer, als die Toilettenhäuschen Hüfttief eingeschneit waren und es gar keine Ranger-Hütte gab. Stattdessen handelt es sich bei dem (saisonalen) Ranger-Platz auch nur um ein Zeltplatz, wo eben der Ranger sein Zelt aufstellt.

Also, hilft alles nix, weiter runter! Als wir uns nach einiger Zeit auch aus dem Campingplatz heraus navigiert haben (einem Trail zu folgen ist ja nicht ganz so schwer, aber auf einem eingeschneiten Campingplatz…), sind wir zu unserer Überraschung auf eine weitere Wanderin getroffen. Die war gerade auf dem Weg nach oben und war heilfroh uns zu sehen.

Sie erklärte uns, dass wir ihren Spuren folgen können zur Kreuzung, und wir ihr andersherum. Außerdem erklärten wir ihr, welche Situation sie da oben so etwa zu erwarten hat. Schließlich entschied sie sich, nach der Rückfrage, ob sie Navigationsequipment hat, dass sie doch lieber zurück kommt.

So folgten wir ihren Spuren bergab. Sie hat definitiv mehrfach den Pfad verloren. Und irgendwann haben wir ihre Spuren verloren und sind anderen Spuren gefolgt. Diese haben uns (auch abseits des Weges, und über mehr oder weniger steile Passagen, quer durchs Gebüsch, auf den PCT gebracht.

Zusammen haben wir es doch nach unten geschafft.

Dort haben wir uns von den anderen beiden Wanderern (beide nur über ein paar Tage da und kommen beide aus San Diego) verabschiedet. Während wir uns weiter auf dem PCT nach Norden gearbeitet haben (der war deutlich leichter zu navigieren, da wir hier verlässlichen Fußspuren folgen konnten), sind die anderen beiden zu ihren Autos zurück gekehrt.

Wir sind weiter über die Fuller Ridge zum Campingplatz, wo wir unsere Zelte aufgestellt haben, uns etwas zu essen gekocht haben und danach unser Essen aufhängen mussten (denn das ist hier Bärengebiet).

Das Zelt war ganz schön eingeschneit…

Nach einer weiteren recht kühlen Nacht im Zelt (meine Isomatte war für Kalifornien im Frühjahr und Sommer, nicht im Schnee gedacht), wachten wir am nächsten Morgen wieder einmal eingeschneit auf. Wieder hat es etwa 5-10cm Neuschnee gegeben (zur Erinnerung, wir befinden uns im Mai im Süden Kaliforniens…). Unsere Zelte waren Schneebedeckt (im übrigen wird unter Schneelast aus einem 2-Mann-Zelt recht schnell ein 1-Mann-Zelt).

Am Morgen ging dann alles deutlich langsamer als normal (immerhin waren zum Teil auch Socken und Schuhe eingefroren). So machten wir uns erst um kurz vor 9 Uhr auf zum weiteren Abstieg. Auf dem Plan für den Tag stand: Auf grob 25km Strecke grob 2.000 Höhenmeter verlieren.

Leider gab es wieder keine Spuren, denen wir folgen konnten. Aber nachdem wir uns erst mal durchs Gebüsch geschlagen haben, war der Weg kurze Zeit später deutlich leichter erkennbar.

Nach weiteren zwei Stunden haben wir die Kälte verlassen, haben den Schnee hinter uns gelassen und zu unserer großen Freude kam auch die Sonne durch. So konnten wir uns endlich wieder aufwärmen.

Der Abstieg, ewig viele Kilometer…

Beim Abstieg merkte ich aber, dass meine Füße beide nicht so fit sind wie es zu wünschen wäre. Denn der eine ist noch von der Verletzung angeschlagen und der zweite war völlig überanstrengt, da er den anderen Fuß ausgleichen musste. So ging es für mich in einem irre langsamen Tempo (1,1-1,2 Meilen/h, also unter 2 km/h) den Berg hinab.

Ich erreichte leider erst nach Sonnenuntergang (aber bevor das Licht ganz weg war) den vereinbarten Zeltplatz. Leider war auch der wieder sehr windig. Nachdem ich mein Zelt mehrfach neu aufbauen musste habe ich mich dazu entschieden stattdessen zu Cowboy-Campen (also ohne Zelt zu schlafen). So hatte ich wenigstens auch ein ungetrübten Blick auf den San Jacinto, den Mond und die Sterne.

Der Mond über dem San Jacinto

Am nächsten Morgen ging es dann fix zur Interstate 10. Dort hat uns ein Trailangel nach Banning gefahren, wo sich leider meine und Lunchboxs Wege (vorerst) trennen. Den nächsten Abschnitt hat Lunchbox bereits gemacht, weswegen sie, nach einem gemeinsamen Frühstück, mit dem Bus nach Big Bear fährt, und ich nach einer Nacht im Motel dahin laufe


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