Caro’s Abenteuer auf dem PCT

Die Motivation

Das Ganze begann eigentlich schon vor zwei Jahren, als ich das Buch „Wild“ zum Geburtstag geschenkt bekommen habe. Ich habe das Buch innerhalb kurzer Zeit durchgelesen und danach stand für mich fest: Das will ich auch. Ich möchte den PCT wandern. Doch was genau ist der PCT überhaupt? Der Pacific Crest Trail ist ein Weitwanderweg von der mexikanischen bis zur kanadischen Grenze. Er ist ca. 4300 km lang und führt durch viele verschiedene Vegetationen und Landschaften. Der Trail beginnt in der Wüste und führt über Gebirge, durch Wälder, bis nach Kanada. Doch bevor ich diese Reise beginnen konnte musste einiges geplant und organisiert werden. Vom Visum bis zur Wandergenehmigung wurden innerhalb eines halben Jahres alle nötigen Dokumente beantragt.

Aber nicht nur das, denn da dies meine erste große Wanderung und vor allem meine erste Wanderung mit einem Zelt werden sollte habe ich mich auch sportlich und mental versucht auf das Ganze vorzubereiten. Ich bin täglich 10 km mit meinem großen Rucksack durch die Gegend gelaufen und am Ende wusste wirklich die gesamte Nachbarschaft über mein Vorhaben Bescheid 😀 Zudem habe ich mir eine Motivationsliste geschrieben, mit Gründen wieso ich den PCT wandern möchte:
Ich wollte mich selbst besser kennenlernen, meine eigene Grenzen kennenlernen, die wunderschöne Natur bewundern und einfach mal das Leben ohne Verpflichtungen genießen können…. Auf dem Trail habe ich mir diese Liste immer wieder durchgelesen und besonders an harten oder anstrengenden Tagen hat sie mich zum Weitermachen bewegt.  Und davon gab es so einige…

Die Reise beginnt

Am 9.April 2017 war es dann endlich soweit und es ging los. Die Wüste, die ich mir immer flach und langweilig vorgestellt habe, stellte sich gleich in den ersten Tagen als wunderschön heraus. Denn die Wüste ist gar nicht so leblos und trist, wie ich zuvor dachte. Vielmehr bekam ich Kakteen mit tollen farbenfrohen Blüten und auch eine Menge Tiere zu Gesicht. Leider auch viele Klapperschlangen, die sich in dieser warmen Umgebung besonders wohlfühlen. Trotz Hitze, Wasserknappheit und der Anstrengung der ersten Wochen würde ich die Wüste nicht missen wollen und wurde von diesem Teil sehr positiv überrascht.

Fotografie der Landschaft der Mojave-Wüste in Kalifornien
Ein Blick über die Mojave-Wüste in Kalifornien

Als ich schließlich Kennedy Meadows erreicht habe (das Tor zu den High Sierra, also den richtig hohen Bergen) musste eine Entscheidung getroffen werden. Denn dieses Jahr hatte es besonders viel geschneit und durch meine fehlende Schneeerfahrung war mir nicht ganz wohl bei dem Gedanken wochenlang im Schnee herumzuwandern und dabei auch noch reißende Flüsse überqueren zu müssen. Deshalb traf ich eine Entscheidung: Ich ließ diesen Teil des Trails vorerst aus und fuhr nach Nordkalifornien, um meine Wanderung dort fortzusetzen. Da mich auch dort leider riesige Schneemengen erwarteten und ich mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, verließ ich den Trail nach zwei Wochen und versuchte eine Alternative zu finden.

Foto eines Zeltes in einer verschneiten Landschaft
Die Zeltplätze sind üblicherweise keine Campingplätze, und bieten einen ganz eigenen Komfort.

Alternaitve Pfade

Und so verschlug mich mein Weg an die Küste von Oregon. Statt den schneebedeckten PCT zu wandern konnte ich auch auf dem Oregon Coast Trail einmal quer durch Oregon wandern. Und zwar am Strand, was ein ganz besonderes Highlight für mich war. Den ganzen Tag lang das Rauschen der Wellen zu hören, barfuß am Strand zu wandern ohne manchmal für Stunden einen anderen Menschen zu sehen und eine Menge Eis zu essen, war fast wie ein kleiner Urlaub vom PCT.

Foto eines Sandstrandes an der Küste des Pazifischen Ozeans
Ein Ausblick am Rand des Oregon Coast Trail

Rückkehr auf den PCT

So konnte ich, nachdem ich durch Oregon gewandert bin ganz entspannt zurück auf den PCT gehen. Dieser war nun zum Glück auch weitestgehend schneefrei und ich setzte meine Reise in Nordkalifornien dort. Dieser Abschnitt hat mir unglaublich gut gefallen. Viele Seen, überall Blumen die den Wegsäumen und tausend Schmetterlinge und Rehe.

Blumen säumen den Wegesrand

Das war schon ein kleiner Vorgeschmack auf die High Sierra, die ich nach beenden des Abschnitts in Nordkalifornien, nachholte.

Die High Sierra ist als einer der schönsten Abschnitte des PCT bekannt und wird auch oft „Das Herz“ vom PCT genannt. Ich kann mich dem nur anschließen und während der Tage hier kam ich aus dem Staunen fast nicht raus. Jeden Tag ein neuer, kristallklarer Bergsee, ein neues grünes Tal, ein neuer hoher Berg den es zu besteigen geht. Das Gefühl einen Berg zu besteigen, oben anzukommen und einen traumhaften Ausblick genießen zu können ist übrigens einfach unbeschreiblich. Das Wissen es soweit geschafft zu haben, gibt einem auch manchmal das Gefühl als könnte man alles schaffen.

Der Weg bietet so manch einen schönen Ausblick.

Mit diesem Gefühl ging es dann für mich auch auf den letzten Teil meiner Reise nach Washington. Als die Bridge of Gods (die Grenze zu Washington überschritten habe) war ich voller Vorfreude und Optimismus. Mein letzter Staat, die letzten Meilen bis nach Kanada, es ist nicht mehr weit dachte ich. Doch in den nächsten Tagen änderte sich meine Stimmung schnell, als mir bewusst wurde, wie viele Meilen es tatsächlich noch waren (über 500) und das ich nicht mehr so viel Zeit bis zu meinem Rückflug nach Deutschland hatte. Also wanderte ich viele Meilen am Tag und hatte leider nicht die Zeit Washington voll und ganz zu genießen, wie ich es eigentlich gewollt hätte. Denn auch Washington ist traumhaft schön und ich möchte diese Strecke auf jeden Fall nochmal wandern und mir richtig viel Zeit lassen. Es war toll am Bergkamm entlang zu wandern und in den ganzen Seen schwimmen zu gehen, die Washington zu bieten hatte.

Foto eines Wanderwegs auf einem Bergkamm
Und so manch ein Weg führt entlang von Bergkämmen

Und blitzschnell war dann auch schon der letzte Tag meiner Wanderung angebrochen.

Das Gefühl als die Grenze in Sicht kam werde ich nie vergessen: Als mein Herz für einen kleinen Moment Stillstand und ich bei dem Anblick des Monuments in Tränen ausgebrochen bin. Denn das bedeutete das Ende einer langen Reise und ich bereue keinen einzigen Tag davon. Ich bin unfassbar dankbar dieses einmalige Abenteuer erlebt zu haben 🙂

Das Monument, das den nördlichen Punkt des PCTs markiert. Auf der Grenze zwischen den USA und Kanada.

Ein Rückblick

Doch ich glaube nicht, dass ich diese Reise ganz alleine bewältigt hätte. Ich bin zwar die meiste Zeit alleine gewandert, was am Anfang eine schrecklich Vorstellung für mich war. Und doch lernte ich im Laufe meiner Reise damit umzugehen, ich wuchs an den Herausforderung, wurde viel offener und war eigentlich so gut wie nie wirklich ganz alleine.

Ganz im Gegenteil: ich habe sehr viele neue, liebe Menschen kennengelernt und während meiner 5 Monatigen Wanderung ist der PCT mein Zuhause und die anderen Wanderer und Trailangel meine Familie geworden.

Und diese haben mir enorm geholfen: Ich wurde von Menschen nach Hause oder zum Essen eingeladen. Wurde mit einer Herzlichkeit und Offenheit empfangen, die ich selten erfahren dürfte und habe eine Menge toller Erfahrungen machen können. Ich habe mit Wanderern am Lagerfeuer Geschichten ausgetauscht, Lieder gesungen, bin in Seen geschwommen, habe Berge erklommen und bin doch tatsächlich 8 Bären begegnet.
Ich denke nur mit dieser ganzen Unterstützung habe ich es dann, nach 160 Tagen voller lachen und weinen, bis zur kanadischen Grenze geschafft.

 


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